Junge oder Mädchen? Egal!

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Für viele Eltern ist die Schwangerschaft eine ganz aufregende Zeit. Viele nehmen dabei die Möglichkeit wahr, das Geschlecht des Kindes lange vor der Geburt zu erfahren. Franzi (30, erwartet ihr erstes Kind im Dezember) hat sich jedoch bewusst dagegen entschieden. Wieso das so passiert ist und wie sie und ihr Freund damit umgehen, hat sie hier beschrieben.

Das unbekannte Geschlecht des Ungeborenen

Franzi: Ich musste erst mal erklären warum, aber dann war auch mein Freund von der Idee überzeugt: Wir lassen uns vom Geschlecht unseres Kindes überraschen.

Klar bin ich total aufgeregt, was für ein kleiner Mensch da zu uns kommt, und würde am liebsten jetzt schon alles über Mini wissen. Wenn wir über Mini reden, dann benutzen wir abwechselnd die Pronomen “sie” oder “er”. Dann nehmen Oma und Tante an, wir wüssten schon längst, wer da kommt, und fühlen sich etwas außen vor gelassen. Aber: Wir wissen es nicht, und wir haben uns bewusst so entschieden. 

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Ein Grund für unsere Entscheidung war das Prinzessin-Feuerwehrmann-Dilemma. Ein Blick ins Internet verrät schnell: Jungen und Mädchen bekommen unterschiedliche Spielzeuge, haben ganz verschiedene Interessen, und dürfen auch als Babys nicht zu verwechseln sein, dafür gibt es dann pinke und blaue Strampler.  

Ich möchte aber Mini gerne die Chance geben, sich die eigenen Interessen selbst auszusuchen. Wenn dann am Ende Trecker im Puppenwagen spazieren gefahren werden oder eine Feuerwehrprinzessin einen Großbrand löschen muss - super, dann habe ich mein Ziel erreicht. 

Was steckt dahinter?

Studien zufolge interpretieren Menschen das Verhalten eines Kindes als mädchen- oder jungenhaft, sobald die das Geschlecht erfahren. Sie lächelt den Onkel an? Sie flirtet gerne! Er sucht nach der Brust? Er weiß, was er will! Das passiert, ebenfalls Studien zufolge, auch bei Babys (Mondschein et al, 2000, Burnham & Harris, 2013, Bridges, 1993, Delk et al, 1986). Unter Umständen kommt das sogar schon im Bauch vor: Während wir einen spannenden Krimi gucken, fängt das Kind an zu zappeln. Hat sie Angst, oder liebt er die Spannung? 

Ehrlich gesagt kann ich die Tritte und Bewegungen in meinem Bauch nicht wirklich interpretieren. Ich weiß nicht, was Mini fühlt, wenn es tritt. Ich weiß auch nicht, ob das Zappeln nach dem Essen heißt, dass es geschmeckt hat oder nicht. Wüsste ich Mini’s Geschlecht, käme ich aber vielleicht auf die Idee, den Tritten eine Bedeutung zu geben, und davor habe ich Angst. Ich möchte gerne, dass Mini wenigstens die erste Zeit des Lebens einfach nur Mensch sein darf. Deswegen verzichte ich darauf, meiner Frauenärztin die brennende Frage zu stellen.

Gegenargumente

Für mich persönlich gibt es keine Argumente, die mich von der Entscheidung abbringen können. Trotzdem fühlen sich manche werdenden Eltern wohler, wenn sie das Geschlecht vor der Geburt erfahren. Jeder erlebt seine Schwangerschaft anders und das ist okay. Eine Freundin wollte das Geschlecht wissen, um sich fokussierter auf Namenssuche machen zu können. Andere fühlen sich vielleicht verbundener mit dem Kind, da sie etwas mehr über es wissen. Eltern zu werden ist eine Zeit, in der man viele (leider mitunter unaufgeforderte) Meinungen hört. Daher sollte jeder einfach abwägen und es für sich selbst entscheiden, denn schließlich ist es die eigene Schwangerschaft.