Vegan essen für die Umwelt - Was ist dran?

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Beweggründe für den veganen Lebensstil gibt es viele – so entscheidet sich manch einer aus gesundheitlichen Gründen, ein anderer aus ethischen, sozialen und/oder ökologischen Gründen dafür. So heißt es von vielen Vertretern der veganen Bewegung, diese Ernährungsform sei umweltfreundlicher als eine Ernährungsweise, in der tierische Produkte inbegriffen sind. Somit rückt vor allem der vermeintlich umweltschonende Effekt einer pflanzlichen Ernährungsweise mehr und mehr in den Vordergrund und zunehmend mehr Menschen scheinen sich für solch einen Lebensstil zu interessieren. Doch was ist wirklich dran an der Aussage, man würde mit einer veganen Ernährung die Umwelt weniger stark belasten?

 Nachfolgend geht es darum, komplexe Zusammenhänge zwischen Lebensmittelproduktion und Auswirkungen auf die Umwelt etwas vereinfacht darzulegen und mögliche Lösungsansätze vorzuschlagen. 


Die Ressourcennutzung

Um die Auswirkungen unserer Ernährung auf die Umwelt bewerten zu können, ist es hilfreich, zunächst einmal die Produktionskosten bezogen auf die Ressourcen Futtermittel, Nutzungsfläche und Wasserverbrauch von tierischen Lebensmitteln genauer ansehen. Die Zusammenhänge sind häufig nicht direkt ersichtlich und so kann man sich im Dschungel der unterschiedlichsten Ernährungsfragen und „-fakten“ auch einmal verirren und sich fragen, was denn überhaupt die eigene Ernährung mit der Umwelt zu tun haben soll.

Lasst uns hier gerne etwas Licht ins Dunkel bringen. 

(Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH, Albert schweitzer Stiftung 2016, Eigene Berechnung)

(Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH, Albert schweitzer Stiftung 2016, Eigene Berechnung)

(Deter 2015, Albert schweitzer Stiftung 2016, eigene berechnung)

(Deter 2015, Albert schweitzer Stiftung 2016, eigene berechnung)

Produktionskosten

Unterschiedliche Lebensmittel verbrauchen in der Produktion unterschiedlich viele Ressourcen. Dies macht folgender Vergleich deutlich: Für die Produktion von 1kg Rindfleisch werden in der Regel 3,9 bis 9,4kg Getreide benötigt, eine Nutzfläche von 27-49 m2 und ca. 15.400 Liter Wasser (Albert Schweitzer Stiftung 2016). Zum Vergleich: Auf 10 m² Acker reifen 25 bis 35 kg Kartoffeln (Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH), dies entspricht einer Fläche von nur 0,29 – 0,4 m² Acker für 1kg Kartoffeln. Auch der Wasserverbrauch ist geringer: Für 1kg in Deutschland angebaute Kartoffeln werden nur 130 Liter Wasser verbraucht (Deter 2015). 

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Futtermittel

Bezogen auf die Futtermittel entstehen bei der Produktion von tierischen Produkten – in diesem Beispiel bei Rindfleisch - sogenannte „Veredelungsverluste“ – dies sind die Verluste an Energie, die bei der Umwandlung von pflanzlichen Produkten in tierische Produkte entstehen. Häufig werden sogenannte Nutztiere mit Soja und auch Weizen gefüttert (Deutscher Verband für Tierfutter). Beispielsweise werden für die Ernte von 1kg Weizen hingegen nur 1,25 m2 benötigt (Landwirtschaft.de). Auch andere Getreidesorten verbrauchen im Anbau entsprechend viel bzw. wenig Platz - weniger als es bei der Produktion von Fleisch der Fall ist. Statt einem Kilogramm Rindfleisch könnten stattdessen auch direkt die 3,9 bis 9,4kg Getreide verzehrt werden. Somit wird durch den Verzehr von in diesem Falle Rindfleisch eine größere Fläche benötigt, um genug Futtermittel produzieren zu können, als wenn das angebaute Getreide zum direkten Verzehr für den Menschen bestimmt wäre. Mit anderen Worten: Mit derselben Anbaufläche könnte mehr Nahrung für den Menschen zur Verfügung stehen, wenn das Getreide nicht den Umweg über das Tier gehen würde, um in Fleisch umgewandelt zu werden.

(Albert schweitzer Stiftung 2016)

(Albert schweitzer Stiftung 2016)

Nutzfläche 

„Der Rindfleischverzehr in Deutschland beansprucht mehr als doppelt so viel Fläche wie der hiesige Konsum von Kartoffeln und Weizen zusammen [...].“ (Albert Schweitzer Stiftung 2016). In Deutschland stehen selbst nicht genug dieser landwirtschaftliche nutzbaren Flächen zur Verfügung. Um also die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu decken, werden außerhalb der EU Flächen genutzt, die 40% der eigenen landwirtschaftlichen Nutzfläche ausmachen. Auch hier wird deutlich, dass mit der Produktion von Rindfleisch größerer Verbrauch an Nutzfläche einhergeht. Um die benötigte Nutzfläche zu generieren, werden nicht selten Naturschutzgebiete teils illegal gerodet. So müssen häufig Jahrtausende alte Waldgebiete (z.B. Regenwälder), die für unser Ökosystem eine essentielle Rolle spielen, weichen, um Platz für die Tierhaltung zu machen oder die benötigten Futtermittel anzubauen (Liebrich 2011). 

(albert schweitzer Stiftung 2016)

(albert schweitzer Stiftung 2016)

Wasser 

Ähnlich wie bei den Futtermitteln wird auch sehr viel Wasser für die Produktion tierischer Lebensmittel benötigt. Dies liegt nicht in erster Linie an einem erhöhten Durstgefühl der Tiere, sondern vielmehr wird das Wasser für den Anbau der Futtermittel gebraucht. Alleine für die Produktion von einem Kilogramm Fleisch wird ein Vielfaches an Getreide benötigt. Getreide wiederum muss bewässert werden, um zu gedeihen - somit ergibt sich hier ein erhöhter Wasserverbrauch. Global sind es insgesamt 98% des für die Tierhaltung benötigten Wassers, welches in die Anbau von Futtermitteln fließt (Albert Schweitzer Stiftung 2016). Im Rahmen der industriellen Haltungssysteme wird vor allem mehr Grund- und Oberflächenwasser für die Bewässerung der Futterpflanzen benötigt und verwendet, was wiederum dazu führt, dass das entnommene Wasser teils verdunstet und nicht wieder zurück in ein Gewässer fließt. Dadurch kann der Wasserkreislauf aus dem Gleichgewicht geraten. Darüber hinaus wird das Grundwasser und andere Gewässer häufig durch den Einsatz von Antibiotika in der industriellen Tierhaltung verschmutzt – ebenso wie durch Pflanzenschutzmittel, Gülle und Kunstdünger.

Natürlich ist die Thematik „Wasserverschmutzung“ nicht alleine auf die Produktion von tierischen Produkten abzuwälzen. Da Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger für den Anbau von Pflanzen genutzt werden, beeinflussen auch eine vegetarische oder vegane Lebensweise das Ökosystem in diese Richtung. Dies jedoch in weitaus geringerem Umfang, da die Pflanzen nicht erst in Fleisch umgewandelt werden, sondern direkt verzehrt werden können und somit weniger Ressourcen verbraucht werden. Je weniger Ressourcen verbraucht werden, desto weniger wird die Umwelt belastet.

Je weniger Ressourcen verbraucht werden, desto weniger wird die Umwelt belastet
— Beatrice Weiß

Die eben beschriebenen Auswirkungen auf die Umwelt in Bezug auf die Produktion von Rindfleisch sind vereinfacht gesagt bei der Produktion von anderen tierischen Produkten (Schweinefleisch, Geflügelfleisch und Milchprodukten) ähnlich – auch, wenn die Zahlen (benötigte Menge an Futtermitteln, Wasser, Nutzungsfläche) nicht exakt gleich ausfallen. Dennoch werden meist bei der Produktion tierischer Lebensmittel mehr natürliche Ressourcen verbraucht als bei der Produktion pflanzlicher Lebensmittel. 

Auch Vegan heißt nicht gleich umweltfreundlich: Nicht Lokales oder nicht saisonales Obst und gemüse legt weite Wege hinter sich

Auch Vegan heißt nicht gleich umweltfreundlich: Nicht Lokales oder nicht saisonales Obst und gemüse legt weite Wege hinter sich

Fazit 

Wenn man sich die oben genannten Punkte noch einmal vor Augen führt, wird ersichtlich, dass eine vegane Ernährungsweise häufig ressourcensparender ausfällt als eine omnivore (Tierprodukte inbegriffene) Ernährungsweise. Für jede pflanzliche Mahlzeit, die auf dem Teller landet wurde somit in der Regel eine geringere Menge an Pflanzen, Nutzfläche und auch weniger Wasser benötigt. Hierbei sei jedoch erwähnt, dass es selbstverständlich auch pflanzliche Lebensmittel gibt, die im Anbau aus verschiedensten Gründen ebenfalls nicht besonders umweltfreundlich gelten (z.B. Avocado). Daher ist es wünschenswert, sich nicht per se auf die vegane Lebensweise als „die perfekte Lösung“ zu berufen. Vielmehr gilt es,  sich zudem auch auf die Produktionsweise und -bedingungen der konsumierten Lebensmittel zu achten. Idealerweise richtet man aufbauend darauf den eigenen Lebensstil so weit wie möglich mit Rücksicht auf die Umwelt aus. Beispielsweise kann man auch seinen Fleischkonsum etwas reduzieren, z.B. durch zwei/drei fleischfreie Tage pro Woche. Jeder Schritt ist ein Schritt in die richtige Richtung. 

Wer möchte, kann natürlich gerne auch direkt auf eine pflanzenbetonte Kost, mit Hinblick Regionalität und Saisonalität achten und auf diese Weise einen großen Beitrag für unsere Umwelt leisten – für eine Lebensweise, die rücksichtsvoll mit unserer Umwelt und unseren Mitlebewesen umgeht. Wie weit hier jeder gehen möchte, liegt in der eigenen Entscheidung.

Die Autorin

Als zertifizierte Ernährungsberaterin, Personal Trainerin & Yoga Trainerin aus Berlin coacht Beatrice Einzelpersonen, organisiert Retreats und arbeitet als Fitnesstrainerin und Ernährungscoach.

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Beatrice Weiß