Nie wieder Kaffee: Ein Selbstversuch mit kaltem Entzug

natanja-grun-X2s8GhnQmds-unsplash.jpg

Kaffee, bzw. Koffein, ist vermutlich die am weitesten verbreitete Droge in Deutschland. Koffein fördert die Konzentration, kann Kopfschmerzen lindern und erhöht den Herzschlag. Allerdings gewöhnt man sich schnell an Kaffee, und die positiven Effekte lassen nach. Stattdessen wird man auf einmal unerträglich, sobald die morgendliche Tasse ausbleibt – Kopfschmerzen und Müdigkeit inklusive. Aber statt einfach nur darüber zu lesen, was Kaffee-Entzug mit einem macht, wollte Svenja, 29, es einfach mal selbst ausprobieren und hat Buch geführt, was so passiert ist.

Kaffee-Entzug am eigenen Leib: Der Selbst-Versuch

Svenja: In einer normalen Woche trinke ich jeden Tag Kaffee. Nicht besonders starken, aber dafür sehr viele Tassen. Das tue ich seit ca. 15 Jahren. Zuerst 1 Tasse, mittlerweile bis zu 8 Tassen am Tag, und da sind Mate-Tee, Cola etc. noch gar nicht beinhaltet. Um es also auf den Punkt zu bringen: ich konsumiere übertrieben viel Koffein und das soll aufhören. Deswegen habe ich kurzentschlossen einen kalten Entzug gemacht. Und das auch noch an einem Montag gestartet.

asoggetti-6JCs_ZcpCrc-unsplash.jpg

Tag 1: Auch meine Augenringe haben jetzt Augenringe.

Montag, 21. Oktober. Obwohl ich wie sonst auch meine 8 Stunden Schlaf bekommen habe, ist meine geistige Fitness heute eher begrenzt. Beim Mittagessen wird mir gesagt, ich sähe aus wie das Mädchen von “The Ring”, während sie gerade aus dem Brunnen steigt. Mein Tag im Büro ist auf einmal so spannend wie Raufasertapete anstarren. Hätte meine Stimmung einen Geschmack, wäre es Naturjoghurt. Ich habe Kopfschmerzen. Beim HIIT-Training abends ist auf einmal alles weniger anstrengend, ich komme weniger außer Atem und bin hinterher weniger geschlaucht. Kaum zuhause angekommen, falle ich allerdings auch auf‘s Sofa und bin nach 2 Minuten in Embryonal-Stellung eingeschlafen.

Tag 2: Müde ist untertrieben

Dienstag. Morgens greife ich zu mehr Wasser, direkt nach dem Aufstehen, um den Flüssigkeitsmangel der Nacht auszugleichen. Es geht dadurch zumindest eine Weile etwas besser. Mein Team fragt mehrmals in der Stunde, ob es mir gut geht. “Warum machst du das eigentlich?” Weiß ich auch nicht mehr. Mein Körper fühlt sich taub an. Ich habe mittlerweile kein Brett mehr vor dem Kopf, ich BIN jetzt das Brett. Meine sonstige Motivation und mein Schwung bei der Arbeit sind wie weggefegt. Pro-Tipp: Mach einen Kaffee-Entzug niemals, wenn du gerade einen neuen Job angefangen hast. Ich habe immer noch starke Kopfschmerzen und muss beim Schmerzmittel aufpassen, dass kein Koffein drin ist. Hoffentlich ist es bald vorbei.

Tag 3 & 4: Es geht bergauf

Mittwoch. So langsam gehen dem Team die blöden Sprüche aus. Meine Kopfschmerzen sind erträglich. Ich kriege wieder mehr zustande und kann bei Gesprächen wieder komplett zuhören. Meine Konzentration nimmt auch wied OH SCHAU jemand hat Kuchen mitgebracht!

Donnerstag. Mir geht‘s super. Ich bin fit, Kopfschmerzen sind weg, meine Konzentration ist wieder da. Ab sofort werde ich als Revanche einfach mal nur noch koffeinfreien Kaffee ins Büro bringen und zusehen, wie alle verzweifeln. War gar nicht schlimm. Ich weiß nicht, was alle haben.

Wieso eigentlich?

Spaß beiseite, vereinfacht ausgedrückt wirkt Kaffee im Gehirn als Bremse für die Stoffe, die für Müdigkeit verantwortlich sind. Es ist also kein anregender oder aufputschender Stoff. Stattdessen hält er den Körper von seiner natürlichen Müdigkeit ab. Sobald dieser natürliche Vorgang wieder normal hergestellt ist, ist der Körper wieder ganz von alleine wach und kann sich auch konzentrieren. Das dauert in der Regel etwa 5 Tage, die man als Kaffeeabtrünniger durchstehen muss. Und aus Erfahrung weiß ich jetzt: es macht keinen Spaß, aber es ist möglich.